Teedose Herzog Christian Albrechts aus Rubinglas

Johann Kunckel (1635-1703)

Seit 1929 befinden sich Rubingläser aus der legendären Werkstatt von Johann Kunckel (1635–1703) im Besitz des Thaulow-Museums. Sie ziehen bis heute die Besucher von Schloss Gottorf durch ihre intensive Farbigkeit magisch an.

Die besondere Wertschätzung, die Rubinglas im 17. Jahrhundert genoss, ging einerseits auf seine intensive rote Farbigkeit zurück, andererseits haftete ihm durch seine hochtoxische Herstellung unter Verwendung von in Königswasser gelöstem Gold der Ruch der Alchemie an. Die Herstellung von Rubinglas war also teuer, schwierig und gefährlich und so verwundert es nicht, dass der Alchemist und Glasmacher Kunckel seine Gläser an Adelshöfe in ganz Europa verkaufen konnte. Wie begehrt die glutroten Gläser waren, bezeugt eine großzügige Schenkung von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der ein Auftraggeber und Gönner Kunckels war. Er schenkte ihm zum Dank für seine wunderschönen Gläser die Pfaueninsel im Wannsee, wo schließlich die meisten Rubingläser Kunckels entstanden sind.

2021 ist es dem Freundeskreis Schloss Gottorf gelungen, ein Kunckel’sches Rubinglas zu erwerben, das einen direkten Bezug zu Schloss Gottorf hat und wahrscheinlich von Herzog Christian Albrecht während des Hamburger Exils in Auftrag gegeben worden war. Das Glas wurde 1680-1683 in der Potsdamer Glashütte von Kunckel geblasen und von Martin Winter geschliffen und geschnitten.

Der nur 13,5 cm hohe Flakon aus Rubinglas hat einen quadratischen Boden. Wände und Boden des dickwandigen Gefäßes sind plan geschliffen, die Kanten und Schulterecken durch Facetten gebrochen. Drei Seiten des Flakons sind durch kunstvoll ins Glas geschnittene Fruchtbündel aus Trauben, Blüten, Blattranken und Vögeln geschmückt. Die vierte Seite ziert ein hochovaler Lorbeerkranz mit einer Krone, die das Monogramm „CA“ für Herzog Christian Albrecht umschließen. Der Hals des kleinen Gefäßes, das offensichtlich als Teedose diente, ist durch eine Silbermanschette mit einer gravierten Spitzblattborte gefasst und wird durch einen silbernen Deckel mit Blattgravuren und Kugelknauf geschlossen.

Mit der Erwerbung dieses kleinen Gefäßes kehrt nach mehr als dreihundert Jahren ein aller Wahrscheinlichkeit nach authentisches Exponat der herzoglichen Kunst- und Wunderkammer nach Gottorf zurück.

Ulrich Schneider